San Pedro: Landschaftliches El Dorado

Ob nun das berühmte Valle de la Luna, die Lagunen Miñiques und Miscanti auf dem Altiplano, das höchste Geysir-Feld der Welt – El Tatio – oder die atemberaubenden Piedras Rojas: Rund um San Pedro jagt ein Naturwunder das nächste. In vier spannenden Tagen habe ich Höhe, Hitze und Kälte getrotzt, um so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln.

Eine Wüste zwischen Meer und Anden

Eines vorweg: Wer die einzigartig-herrliche Landschaft rund um das kleine Touristendorf von San Pedro de Atacama entdecken möchte, muss für einiges gewappnet sein. Los geht’s häufig zu nachtschlafenden Zeiten (z.B. um 4:30 Uhr zu El Tatio), Höhen von 4000m aufwärts müssen bezwungen werden, vor dem Sonnenaufgang ist es mitunter eiskalt (-6 Grad waren es bei einer Tour) und nachmittags ist es tierisch heiß (rund um 30 Grad). Macht aber alles nichts, denn all das lohnt sich doppelt und dreifach.

Ich kann mich gar nicht so richtig entscheiden, was mein landschaftliches Highlight war. Es ist nämlich kaum zu glauben wie abwechslungsreich die Gegend hier ist. Einerseits hat man hier ganz klassisch Wüste mit viel Sand und Steinen, viel Hitze und wenig, das auf Leben schließen lässt. Immerhin gilt die Atacama Wüste als die trockenste überhaupt (außerhalb der Polargebiete versteht sich). Es gibt Gebiete, die seit der Wetteraufzeichnung noch keinen Tropfen Regen gesehen haben. Schuld daran sind die Anden im Osten (sie blocken sämtliche Regenwolken ab) und der kalte Humboldstrom an der Küste im Westen (der verhindert dort die Regenwolkenbildung).

Ein Besuch im Valle de la Luna ist hier praktisch Pflicht. Am schönsten sollte es bei Sonnenuntergang sein. Also habe ich meinen Tour-Anbieter entsprechend ausgesucht – wobei die irgendwie eh alle das gleiche angeboten haben.

Nun war ich noch nie auf dem Mond, daher fehlt mir ein bisschen der Vergleich. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass eine gewisse Ähnlichkeit besteht. Angeblich färben das viele Salz und die kristallartigen Steine das Tal mitunter sogar weiß. Dann ist die Ähnlichkeit sicherlich noch eher gegeben. Jetzt war es überwiegend rot – vielleicht könnte man es also auch „Valle del Mars“ nennen 😉 Eigentlich geht es aber glaube ich eher um die Beschaffenheit der Gegend…

Valle de la Luna bei Sonnenuntergang

Sprudelnde Geysire

So beeindruckend das Mond-Tal auch war. Noch faszinierender fand ich die Geysire auf 4300m Höhe. Dort war es vor Sonnenaufgang so kalt, dass sich kleine Eispartikel auf der Kapuze eines Mädels aus meiner Gruppe gebildet haben. Im starken Kontrast dazu standen natürlich die sprudelnd-heißen Geysire. Das Wasser wird unterirdisch von Magma-Strömen aufgewärmt und bahnt sich hier in dieser Region mit mächtig viel Druck seinen Weg nach oben an die Oberfläche. 64 Geysire zählt man hier aktuell und noch mehr als 100 Stellen an denen es „nur“ qualmt (laut Reiseführer). Der Dampf hat eine leichte Schwefelnote. Zu sehen ist dieses dampfende Spektakel übrigens am besten, wenn es noch sehr kalt ist. Dann zeichnet sich der warme Dampf in der kalten Luft besonders gut ab (macht irgendwie Sinn). Das ist auch der Grund, weshalb die Touren schon um 4:30 Uhr starten 😉

Auf ein Bad in einem extra angelegten Thermalbad habe ich übrigens verzichtet. Die Vorstellung mich bei -6 Grad umzuziehen hat mir nicht so richtig behagt. Außerdem hat man gerade dort gemerkt, wie viele Touris hier eigentlich unterwegs sind. Massen.

Bewegen durfte man sich übrigens nur auf markierten Wegen. Es kommt immer mal wieder vor, dass der Boden nachgibt, und man einstürzt. Daher werden die Wege hier täglich kontrolliert und etwaige „Gefahrenzonen“ entsprechend markiert. Der eine oder andere Touri hat wohl (mitunter durch eigene Doofheit) trotzdem schon Bekanntschaft mit dem kochenden Wasser gemacht.

Ein Highlight jagt das nächste

Tatsächlich brauche ich über die Gegend rund um San Pedro herum gar nicht mehr viel erzählen. Bilder sagen hier mehr als 1000 Worte. Vielleicht nur noch diese Anmerkung: San Pedro selbst ist wirklich eine reine Touristenstadt. Gefühlt sind hier 90% der Leute Reisende. Folglich säumen hier Agenturen, Souvenir-Shops und Restaurants die Straßen. Macht aber nichts. Das Städtchen hat trotzdem eine nette entspannte Atmosphäre. Und weil wohl genug Touristen für alle da sind, wird man auf den Straßen nicht einmal gedrängt irgendwas zu buchen. Macht man sowieso, denn wer will sich schon Landschaften wie diese hier entgehen lassen?