Puno: „Unnötig unschön“

Der Titicacasee ist einmalig – da sind wir uns alle einig. Geht schon damit los, dass er a) riesig groß ist und b) auf über 3800m liegt. Wer den „Lago Titicaca“ auf der peruanischen Seite besucht, startet seinen Ausflug häufig in Puno. Eine Stadt, die echt nicht schön ist oder wie eine Mitreisende zu mir sagte: „Puno ist irgendwie unnötig unschön!“ Damit hat sie vollkommen Recht. Aber: In Puno findet auch einmal im Jahr „La Fiesta de la Virgin de la Candelaria“ statt. Und ausnahmsweise war ich mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort…

La Fiesta de la Virgin de la Candelaria: Bunt, laut und fröhlich

Candelaria ist das wichtigste religiöse Fest in Puno. Tatsächlich spielt das Ganze wohl in einer Liga mit dem Karneval in Rio bzw. Oruro (Bolivien). Zumindest gelten diese drei Feste, als die drei größten in Südamerika.

In Puno haben mehr als 40.000 Tänzer und 9.000 Musiker für ein unvergleichliches Spektakel gesorgt. Wenngleich ich nicht alle Besonderheiten dieses Festes verstanden habe, so habe ich doch gelernt, dass es hier vor allem um eines geht: Tanzen. Bereits am Samstagabend sind x Gruppen mit lautem Tamtam durch die engen Straßen der Stadt am Titicacasee gezogen und haben ihre bunt-schillernden Kostüme zur Show getragen. Allerdings nicht laufend, sondern eben tanzend.

Am Sonntag hat dann um 7 Uhr morgens das Stadion „Enrique Torres Belón“ seine Tore geöffnet und der Tanzwettbewerb hat offiziell begonnen. Insgesamt sind dort wohl 85 Gruppen aus dem ganzen Land (und vielleicht auch Bolivien und Chile) angetreten und haben die verschiedensten traditionellen Tänze vorgeführt. Im Stadion selbst war ich nicht, aber die Show wurde komplett live im Fernsehen übertragen und von meinem Aussichtspunkt (dem Mirador de Condor) konnte ich die Musik sogar aus der Ferne hören.

Später habe ich noch erfahren, dass die Tänzer nicht nur im Stadion bewertet werden, sondern auch während sie in der Parade durch die Stadt ziehen unter ständiger Beobachtung stehen. Verrückt.

Auch wenn das Fest eigentlich einen religiösen Ursprung hat, so habe ich wenig Ehrfurcht und viel Partystimmung wahrgenommen: Mehrere Tage lang wird ununterbrochen gefeiert, gesungen, getanzt und getrunken. (Ich bin schon wieder brav in der Schule in Arequipa, aber in Puno geht noch mindestens bis morgen ordentlich die Post ab). Die ganze Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. Und ich kann sagen: ich bin froh, dass ich zu der Zeit dort war. Denn Puno ist ohne das Festival wirklich hässlich und hat – abgesehen vom atemberaubenden Blick auf den Titicacasee – nicht viel zu bieten.

Kalt, nass und dreckig

… so könnte man Puno auch beschreiben. Puno liegt auf fast 4000m – mitten auf der berühmten Altiplano (Hochebene in den Anden). Bei der Höhe sind die niedrigen Temperaturen nicht verwunderlich. Für mich hat sich das trotzdem alles völlig falsch angefühlt und da mein Hostel (ausnahmsweise habe ich mal in einer echten Backpacker-Absteige übernachtet) weder gescheite Fenster, noch warmes Wasser zum Duschen hatte, habe ich non-stop gefroren.

Rund 125.000 Menschen leben in Puno. Die Stadt scheint einfach mehr oder weniger unkontrolliert gewachsen zu sein. So sieht sie jedenfalls aus. Gesprochen werden hier drei Sprachen: Spanisch, Quechua und Aymara. Quechua habe ich vorher schon häufiger gehört, Aymara war vollkommen neu. Angeblich wird die Sprache auch überwiegend von der Bevölkerung des Altiplanos in Bolivien gesprochen.

Mir bleibt vor allem der viele Müll in den Straßen und leider auch im Titicacasee in Erinnerung, wenn ich an Puno denke.

Blick über Puno vom Mirador de Condor – Zugegeben: Von oben und mit Sonnenschein, wirkt das alles ganz hübsch. Aus der Nähe sieht es leider anders aus.

Die Uros: Schwimmende Inseln

Man kann ja bekanntlich für alles eine Tour buchen… oder man macht sich mal per „Colectivo“ auf eigene Faust auf den Weg, um etwas zu erkunden. Bei den Uros habe ich letzteres gemacht und mir ein solches Colectivo-Boot für 10 Soles hin und her geschnappt. Am Ende war aber auch das die reinste „Kaffeefahrt“.

Die „Islas Flotantes de los Uros“ sind von Puno aus in weniger als 30 Minuten per Boot erreichbar. Auf 15 Inseln leben rund 800 Menschen. Die Inseln selbst bestehen aus einem Gemisch aus Erde und „totora“ (Binsen) und schwimmen – daher der Name. Auch viele Gebäude auf den Inseln bestehen zum größten Teil aus diesen Binsen, die übrigens im Titicacasee wachsen. Das ist insgesamt ne ziemlich vergängliche Angelegenheit, weshalb sowohl Boden, als auch Häuser regelmäßig erneuert werden müssen.

Eigentlich sind die Uros für einen leicht zu begeisternden Touri wie mich echt ein Hingucker. Zusammen mit den gut 25 anderen Touristen auf meinem Boot, habe ich mich bei meiner Stippvisite dann aber doch wie im Zoo gefühlt. Denn die Bewohner der Inseln machen scheinbar den ganzen Tag nichts anderes, als uns Touris ihre Häuser zu zeigen und ihre handgemachten Waren anzupreisen. Wenn man nichts kaufen und auch nicht mit einem speziellen Boot (Mercedes Benz) zur Hauptinseln fahren will, sondern eigentlich nur wieder zurück an Land möchte, wird das mit einem mehr als unzufriedenen Kopfschütteln abgetan. Ich glaube, schöner ist es, wenn man die Inseln weiter draußen auf dem See besucht und sich 1-2 Tage Zeit nimmt, um wirklich das Leben der Inselbewohner kennen zu lernen. Auf den Uros bleibt einem das leider verwehrt.